Thomas Richard Bolin
* 1. August 1951 in Sioux City, Iowa, als Halb-Indianer; † 4. Dezember 1976 in Miami Deep Purple-Gitarrist von Juni 1975 bis März 1976 Er begann als ein hoffnungsvoller Schlagzeuger und versuchte sich auch als Pianist, bevor sich mit 13 endgültig für die Gitarre entschied. Später zog er nach Denver, Colorado um, wo er die Band "American Standard" mitbegründete. |
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Es gibt wohl nur wenige Musiker, deren Leben so kurz und heftig war und deren
Ruhm mehr als 20 Jahre nach ihrem Tod nicht nur nicht verebbt ist, sondern
immer größer wird. Hier und da sieht man neue Veröffentlichungen von Jimi
Hendrix, unbekannte Songs oder alternative Versionen bekannter Stücke sind aber
eher selten. Ganz anders bei Tommy Bolin.
Nachdem Tommy Bolin mit seinem Vater und seinem Bruder Johnny ein Elvis-Konzert
besucht hatte, stand sein Beruf fest: Musiker. Von seinem Bruder Johnny
inspiriert, war sein erstes Instrument das Schlagzeug. Es folgte das Klavier,
worauf er später auch komponierte. Mit 14 Jahren spielte er erstmals in einer
Band namens Patch Of Blue, mit 15 Jahren gründete er seine erste Band, Denny
& The Triumphs. Seine Mitstreiter waren Schulfreunde, die er kennengelernt
hatte, bevor er von der gehassten Schule flog, weil er sich weigerte sich die
Haare schneiden zu lassen. Innerhalb kürzester Zeit verschliss er zwei
Gitarrenlehrer und eignete sich das Gitarrenspiel auf dem autodidaktischen Weg
an, ähnlich wie auch Joe Satriani.
Zwei Jahre klampfte er mit den "Triumphs" Coverversionen, dann
orientierte er sich anderweitig. Tommy Bolin zog nach Denver und schloss sich
jeweils für kurze Zeit der Band American Standard und dem Gitarristen Lonnie
Mack an. Ende 1968, er war noch nicht einmal 18 Jahre alt, gründete er die Band
Ethereal Zephyr, die sich später dann nur noch Zephyr nannte. Sie schaffte 1970
die Veröffentlichung ihrer ersten LP, die einfach nur Zephyr betitelt wurde.
Ein Jahr später erschien die zweite Langrille Going Back To Colorado. Beide
zeigten bereits das facettenreiche virtuose Gitarrenspiel Bolin's.
Als Tommy Bolin merkte, dass er bei Zephyr nicht sein ganzes Können anwenden
konnte, stieg er 1972 aus und gründete die Band Energy. Hier konnte er sich
austoben, jedoch wollte keine Plattenfirma den Output von "Energy"
auf Vinyl pressen.
Die nächste Station sollte die Band von Billy Cobham sein. Auf dessen 73er LP
Spectrum spielte Tommy Bolin bei acht Tracks die Gitarre. Er war also
mittlerweile beim Jazz-Rock gelandet. Fast gleichzeitig erschien ebenfalls 1973
die LP Bang der James Gang. Dort stieg er als Ersatz für Dominic Troiano ein.
1974 wurde die zweite LP der James Gang mit Tommy Bolin veröffentlicht: Miami.
Dies sollte aber schon das Ende der Liaison "James Gang" - Tommy
Bolin sein. Bezeichnenderweise hat Tommy Bolin es nie geschafft, mit einer Band
mehr als zwei Studio-Alben einzuspielen.
Nach dem Ausstieg aus der James Gang beschloss er, von nun an auf dem Solopfad
zu wandeln. Zwischenzeitlich half er bei der Band Rainbow's Canyon und bei Dr.
John aus und spielte im November 1974 einen weiteren Jazz-Rock Klassiker für
Alphonse Mouzon ein - Mind Transplant. Die Arbeit an seinem Solo-Album Teaser,
welches im November 1975 erschien, dauerte fast ein Jahr. Genau in diese Zeit
fiel der Ausstieg von Ritchie Blackmore bei Deep Purple. David Coverdale
brachte Bolin ins Gespräch und nachdem man Tommy Bolin im Record Plant Studio
in L.A. aufgetrieben hatte, spielte dieser bei den Purpurnen vor. David
Coverdale dazu: "Wir standen nur noch mit offenen Mündern da und waren
total begeistert."
Den Job bei Deep Purple konnte Tommy einfach nicht ablehnen. Er ließ sich
allerdings vertraglich zusichern, genügend Zeit für sein Solo-Album zu
bekommen. Hier schon freundete er sich mit Glenn Hughes an, der beim Track
Dreamer im letzten Chorus Backgroundvocals singt. Die beiden sind in den Augen
vieler die Hauptschuldigen, warum Deep Purple letztendlich auseinanderbrachen.
Vielleicht liegt der Grund im exzessiven Drogenkonsum der beiden, Hughes nahm
Kokain, Bolin Heroin. Nach dem Ende von Deep Purple im März 1976 wollten die
beiden zusammen ein Album veröffentlichen, wozu es letztendlich aber nie kam.
Teaser erschien im November 1975 in den USA und zeigte Tommy Bolin erstmals
auch auf einer kompletten LP als Leadsänger. Im gleichen Monat kam Purple's
Album Come Taste The Band, für die er acht Songs beisteuerte. Beide Platten
verkauften sich äußerst schlecht und erreichten zusammen bei weitem nicht die
Einheiten, die Ritchie Blackmore mit seiner Debütaufnahme Ritchie Blackmore's
Rainbow erzielte. Am 15. März 1976 war dann auch die Ära Deep Purple für Bolin
beendet. Nach einem Gig im Empire Theatre in Liverpool steht David Coverdale
tränenüberströmt auf der Bühne und bricht das Konzert ab. Nur 52 Auftritte als
Leadgitarrist und 1 Studio-LP hatte Tommy geschafft. 1983 erschien die Live-LP
Last Concert In Japan, mitgeschnitten am 15. Dezember 1975 im Budokan zu Tokyo.
Hier war schon zu hören, dass Tommy Bolin seinen linken Arm, bedingt durch die
Einspritzstellen des Heroins, nicht mehr 100%ig belasten konnte. Im Mai 1995
erschien das lange Zeit nur als Bootleg erhältliche Konzert von Deep Purple vom
27. Februar 1976 in der Long Beach Arena, angereichert mit zwei Tracks vom 26. Januar 1976 in
Springfield, Titel: "On The Wings Of A Russian Foxbat".
Im September 1976 erschien Tommy's letzte
Platte zu seinen Lebzeiten: Private Eyes. Auch sie zeigt wiederum die
Bandbreite seines Könnens. Nur ein paar Wochen später, am 4. Dezember 1976
schloss sich das Kapitel Tommy Bolin. Am Abend vorher spielte die "Tommy
Bolin Band" als Support für Jeff Beck in Miami. Nach dem Auftritt erlitt
Tommy Bolin im Hotel einen Schwächeanfall und ging zu Bett. Am nächsten Tag
fand seine neue Freundin ihn in einem erbärmlichen Zustand und rief einen Arzt.
Bevor dieser eintraf, starb Tommy Bolin.
Die damals publizierte Todesursache, eine Überdosis Heroin in Verbindung mit
Alkohol, wurde nie offiziell bestätigt. Einige Musiker seiner Band sprachen
sogar davon, Tommy sei seit der Trennung von seiner langjährigen Freundin Karen
clean gewesen. Sei's drum, an diesem 4. Dezember 1976 stirbt ein Gitarrist, der
stilistisch in keine Schublade passte, der Hardrock genauso perfekt intonierte
wie Jazz und Funk und der heute auf eine Stufe mit Namen wie Jimi Hendrix,
Jimmy Page und Ritchie Blackmore gestellt wird.
Tommy Bolin hat nur 25 Jahre gelebt und etwa 7 Jahre im Musikgeschäft
mitgewirkt. Sein Erbe wird heute von seinem Bruder Johnny verwaltet. Von diesem
wurde 1996 das Label The Tommy Bolin Archives gegründet. Schon 24 CDs sind
bislang erschienen. Glaubt man den Aussagen Johnnys, gibt es noch Tapes mit
weit mehr als 100 Stunden Aufnahmen.
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